...Das Dorf Z. war nämlich gerade die passende Krippe für diese heilige Tat. Von drei Kirchen umflankt, gebar es nur kernige Bauern, stahlzähnige Wirte, Ärzte, ausgebildet von der Wiener Hochburg der Tiermedizin, gärende Fabrikarbeiter und Jäger, denen aus lauter Berufung Tannenzweige aus dem Zahnfleisch wuchsen. Hier entsprangen die Menschen noch der Erde und der Friedhof trug fünf Namen. (Wobei man den fünften noch quer beäugte. Wen deren Urgoßmutter epa do geheiratet hot.) Hier hatte man noch Sinn für das Wahre, für Werte, für das Geld und die Freiheit, für all jenes, das im Heiligen in spe, dem Herrn Dr., dem Vater Jörg, in angenehm athletisierter Weise zusammenfloss.

Das Dorf Z. ist ein Dorf der Männer. Ein echtes, erdiges, ausspuckendes, stiefeltragendes, stallbauendes, mostbrauendes Männerdorf. Leben tun hier nur Männer, arbeiten nur Männer, pudern nur Männer. Alle diese Männer haben Frauen – die Ihrigen. „Die Meine hat Schweinsbraten gemacht.“ „Die Meine hat sich mir wieder in die Ohren gelegt, die faule Olte.“ „Die Meine kann das Geschirr nicht so polieren, wie ich ihr die Fresse polieren kann“. Wo die Frauen sind, ist ein Geheimnis, das die Frauen hüten. Wohl sind sie manchmal in den Häusern für die Putz-Futter-Blutlinien-Arbeit, die keine Arbeit ist sondern Privileg und Muße und das ist mein Geld, mein Haus, mein Krensauce, du Hur. Aber sonst, nun ja, man munkelt, es gäbe da ein Netz von Tunneln unter den weißgetünchten, Häupelsalatkopfhäusern, durch das die Frauen verschwinden, wenn ihre Männer, die nicht die Ihrigen sind sondern nur sich und sich allein gehören, in das Wachkoma aus Laško (Laschko) und ZIB24 fallen...

aus „Die Männer des Dorfes Z.“ von Ana Grilc

Literaturpreis des Landes Kärnten für Kurzgeschichten 2023




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